Podiumsdiskussion 21.01.2025

Wir schreiben das Jahr 2025: Es ist 9:20 Uhr an einem Dienstagmorgen, und die Schüler der Klassenstufen 9 bis 12 des Gymnasiums Münsingen finden sich langsam in der großen, bestuhlten Alenberghalle ein. Schon zuvor hatte der Light-&-Sound-Ausschuss des Gymnasiums die Halle samt Podium vorbereitet, und die Mitglieder des brandneuen „DemokratieLabors“ hatten sich versammelt. Denn diese neue Initiative der Schule wollte ihre Arbeit nicht lange im Theoretischen belassen.

So entstand – nach dem Opfern sämtlicher Mittagspausen – schließlich die Idee, den Schülern unserer Schule Demokratie hautnah zu vermitteln und ihnen einen Einblick in die deutsche Politik zu geben. Und zwar in Form einer Podiumsdiskussion: der „Wahlarena“. Dort sollten sieben Bundestagskandidaten der führenden Parteien miteinander und gegeneinander über die Politik Deutschlands diskutieren.

So fanden Michael Donth, Bundestagskandidat der CDU, Jaron Immer als Vertreter der Grünen, Pascal Kober von der FDP, Richard Pitterle vom BSW, Sebastian Weigle von der SPD und Anna Zerr, Kandidatin der Linken, ihren Weg in unsere Turnhalle und saßen schon bald auf ihren Plätzen. Nein, es wurde gerade keiner der Anwesenden vergessen. Rudolf Grams, als Vertreter der AfD, erschien trotz Zusage … nicht. Wohlgemerkt eine sehr interessante Diskussionsstrategie, für die erst drei Tage später eine Entschuldigung einging.

Auch ohne Herrn Grams begann die Podiumsdiskussion einige Minuten nach halb zehn.
„Demokratie ist kein viraler Trend. Demokratie ist kein einfacher Swipe, sondern ein Prozess, der Zeit, Reflexion und echte Gespräche braucht“, begann Michael Eisele, Leiter des DemokratieLabors, und eröffnete die Veranstaltung. Nach einer kurzen Einführung übernahmen die beiden Moderatoren Anjulie Zörkler und Levin Falk: In mehreren Runden sollten die sechs Kandidaten auf unterschiedlichste Weise über die aktuellsten Themen der deutschen Politik diskutieren – Bildung und Digitalisierung, Wirtschaft und Klima, Migration, innere Sicherheit und Außenpolitik.

Das Warm-up: Pro und Contra

Um einen groben Eindruck der Parteien zu gewinnen, trugen die Moderatoren kontroverse Aussagen vor, die die sechs Kandidaten mit einem kleinen Schild mit „Ja“ oder „Nein“ beantworten und anschließend kurz begründen sollten. (Beispiel: „Es ist unverantwortlich, dass Deutschland eine großzügige Asylpolitik verfolgt, ohne die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Gesellschaft ausreichend zu berücksichtigen.“)

Runde 1:

a) Die Kandidaten äußerten sich zur folgenden Frage:
„Was würden Sie tun, um die Digitalisierung im Schulunterricht voranzutreiben oder um den Unterricht näher an [ihre] persönliche Traumvorstellung des digitalen Schulunterrichts zu bringen?“

b) Abwechselnd stellten die Moderatoren jedem der sechs Kandidaten eine angepasste Frage zu einem konkreten Thema. (Beispiel: Thema Wirtschaft: „Frau Zerr, welche Maßnahmen schlägt Die Linke vor, um eine sozial gerechte Energiewende und eine ökologische Transformation der Wirtschaft zu erreichen, und welche Rolle spielt dabei die staatliche Kontrolle?“)

Runde 2:

Eine offene Diskussionsrunde der Kandidaten über die innere Sicherheit Deutschlands.

Runde 3:

Die Schüler hatten die Möglichkeit, gezielt Fragen an einen Kandidaten zu stellen.
(Beispiel: „Herr Weigle, wie will die SPD die Steuerreform durchsetzen, ohne die Schuldenquote zu erhöhen?“)

Runde 4: Der „Hot Seat“

Einzeln wurden die Kandidaten gebeten, auf einem Stuhl in der Mitte des Podiums Platz zu nehmen. Dort bekamen sie eine gezielte, provokante Frage gestellt, die sie möglichst überzeugend beantworten mussten. Denn sie erhielten direktes Feedback: Durch eine Live-Umfrage bewerteten die Schüler die Performance der jeweiligen Redner in Schulnoten. Anschließend wurden diese Noten in einem Diagramm auf einer Leinwand auf dem Podium dargestellt.
(Beispiel: „Herr Donth, unterstützen Sie die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine? Welche Konsequenzen erwarten Sie davon?“)

Die letzte Runde:

Die Bundestagskandidaten erhielten jeweils 60 Sekunden, um eine kurze Werberede für ihre Partei zu halten, in der sie ihre Partei überzeugend vorstellten und ihre Ziele präsentierten. Abschließend wurde in einer letzten Umfrage ermittelt, wer beim Publikum am besten abgeschnitten hatte.

Mit viel Elan und einigen hitzigen Momenten kämpften sich die Teilnehmer durch die Veranstaltung – zumindest war das die Wunschvorstellung vieler. Manche würden sagen, es war ein fast zu respektvoller Umgang auf dem Podium, der sich erst gegen Ende der Diskussion zuspitzte. Vor allem die offene Diskussion machte die Reibungspunkte und Gemeinsamkeiten der Parteien deutlich. Sarkastische Bemerkungen, tiefe Seufzer und einiges an Augenrollen wurden ausgetauscht.

Diese Diskussion brachte den Schülern die Demokratie etwas näher – und das nicht nur, weil sie unterhaltsam war. Die besprochenen Themen und die provokativen Fragen hatten aktuelle Relevanz und entsprachen den Interessen der Schüler. „Die Diskussion hätte länger sein können. Aber trotz alldem war es eine super Sache!“, meinte eine Schülerin der zehnten Klasse. Wohl wahr. Sowohl das DemokratieLabor als auch die Schüler konnten eine wertvolle Erkenntnis gewinnen: Demokratie ist kompliziert und braucht Zeit. An vielen Stellen wurde deutlich, dass politische Themen nicht einfach in einem Satz beantwortet werden können. So kam es zu dem ein oder anderen Eingreifen der Moderatoren und dem (höflichen) Hinweis auf die Zeit.

Wir danken dem DemokratieLabor für die aufwendige Organisation dieses Events. Viele Mittagspausen der kleinen Gruppe wurden für diese Diskussionsrunde geopfert – und das Resultat spiegelte genau das wider. Auch den Moderatoren, Anjulie Zörkler und Schülersprecher Levin Falk, gilt unser Dank für die wunderbare und lockere Moderation auf der Bühne – trotz der spontanen Planänderungen.

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